Mittelstand im Geschäft mit Services: Langfristig partizipieren und profitieren

KI Service - Industrie 4.0

Virtual Assistance

Von Nils Klute, IT-Fachredakteur und Projektmanager Kommunikation Cloud Services bei EuroCloud Deutschland_eco e.V.

Service-basierte Geschäftsmodelle realisieren und Maschinendaten monetarisieren – für viele Unternehmen bleibt das noch Zukunftsmusik. Wie der Mittelstand über Service-Meister den Einstieg finden kann, erklärte Stephan Boch von KEB Automation jetzt im Expertenforum des Service-Verbands KVD.

Bereits im Jahr 1962 wirbelte Rolls-Royce mit einem neuen Geschäftsmodell die Luftfahrt auf. Statt Motoren zu verkaufen, bot der Hersteller seine Triebwerke für Flugzeuge erstmals im Abonnement an. Seitdem lassen sich Motoren samt dazugehöriger Wartungsdienste mieten und leasen. Ein Service-basiertes Geschäft, mit dem Rolls-Royce seiner Zeit auch heute noch weit voraus bleibt. Denn: „Vielerorts im Mittelstand dominieren traditionelle Umsatz- und Erlösmodelle“, sagte Stephan Boch, Senior Business Development Manager bei KEB Automation. Warum Mehrwertdiensten und Maschinenservices wie diesen die Zukunft gehört, erklärte Boch im Online-Expertenforum des Service-Verbands KVD.

Gesamtbetriebskosten im strategischen Blick

„Wer Anlagen und Maschinen baut, um sie vorrangig zu verkaufen, verkennt, welche Chancen im Geschäft mit Services liegen“, sagte Boch. Denn ob Pay-per-Part oder Pay-per-Use ­– zum einen treiben Technologien wie etwa das Internet of Things, Cloud und Künstliche Intelligenz (KI) den Trend an, zum anderen aber auch neue Anforderungen der Kundschaft. Boch: „Unternehmen suchen nach Lösungen, um beispielsweise ihre Gesamtbetriebskosten zu reduzieren.“ Das bedeutet: Wer Investitionsgüter anschafft, betreibt und verfügbar hält, subsummiert unter dem Begriff alle dabei anfallenden Ausgaben. „Idealerweise soll sich Equipment aber immer langlebiger, wartungsärmer und leistungsfähiger nutzen lassen“, sagte Boch. „Und das, um eben immer günstiger produzieren zu können.“ Service-basierte Geschäftsmodelle, bei denen Firmen Anlagen günstig mieten oder pro produziertem Teil bezahlen, helfen den Kund:innen, diese Ziele zu erreichen.

Intelligente Services über Ökosysteme realisieren

Maschinen vernetzen, Daten auswerten, Erkenntnisse gewinnen und künstlich intelligent steuern: „Nutzungsbasierte Angebote setzen eine hohe digitale Durchdringung und eine gewisse Service Excellence voraus“, sagte Boch, „entscheidend für die Firmen ist es, den Einstieg zu finden.“ Was das problematisch macht: Technologische und organisatorische Herausforderungen. Oft denken Unternehmen in Inseln – und nicht in offenen Ökosystemen. „Es reicht nicht, eine einzelne Anlage über das Internet of Things anzubinden“, sagte Boch: „Mehrwerte entstehen nur dann, wenn Daten vieler Maschinen auf Plattformen für alle in der Wertschöpfungskette Beteiligte verfügbar sind.“ Im Projekt Service-Meister leistet Boch dazu seinen Beitrag: Im Schnellboot digitalisieren KEB und USU Software Wartungsprozesse. Später sollen sich Informationen mit anderen in einem offenen Ökosystem teilen und neue datenbasierte Services realisieren lassen. „Services, von denen alle, die partizipieren, auch profitieren“, sagte Boch.

Wartungsprozesse digitalisieren und Service-basierte Geschäftsmodelle realisieren

Was Experte Boch Firmen daher rät: „Wer einsteigen möchte, der muss auf ein Ziel hinarbeiten und den eigenen Standpunkt bestimmen.“ Was sich dann konkret anbietet: „Der KI-Einstiegsplaner von Service-Meister hilft.“ Vor kurzem hat das vom eco – Verband der Internetwirtschaft geführte Konsortium erste Ergebnisse für den Mittelstand vorgestellt. „Herausgekommen ist dabei ein dreistufiger Zugang für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), über den jedes Unternehmen prüfen kann, wie es vom Einsatz von KI im Service profitieren könnte“, schreibt SERVICETODAY, das Magazin des Service-Verbands KVD. Heißt konkret: Wer sich allgemein informieren und den eigenen Status quo bestimmen möchte, der durchläuft das KI-Assessment auf der Website von Service-Meister. Die Prozesslandkarte stellt mögliche KI-Anwendungen für die jeweiligen Use Cases entlang der Service-Prozesse vor. Der Service-Katalog listet die Ergebnisse aus den Schnellbooten exemplarisch auf.

Maschinendaten dauerhaft in digitalen Services zu monetarisieren statt Einmalerlöse über den Anlagenverkauf zu generieren: „All das ist nicht nur in puncto Gesamtbetriebskosten für die Kundschaft interessant“, sagte Boch, „sondern auch für die eigenen Firma.“ Denn wer auf Service-basierte Produkte setzt, der bindet Auftraggeber:innen an das eigene Unternehmen. „Und zwar langfristiger als in üblichen Investitionsgeschäften“, sagte Boch. Das KVD Expertenforum fand am 29. März online statt. Eine Aufzeichnung des Events steht online bereit.

Bildnachweis: iStock-129793601


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Über Nils Klute
Nils Klute ist IT-Fachredakteur. Egal, ob für IT-Medien wie heise.de, zdnet.de und silicon.de, für IT-Unternehmen wie SAP, T-Systems und Sony oder für B2B-Agenturen wie Palmer Hargreaves, Pleon Kohtes Klewes (heute Ketchum) und rheinfaktor – Nils Klute schreibt und spricht seit mehr als 15 Jahren über die Themen, die die IT- und Digitalwirtschaft bewegen. Von der Datenwirtschaft mit Gaia-X über Künstliche Intelligenz im Mittelstand bis hin zu Cloud-Native-Technologien - als Projektmanager Kommunikation Cloud Services ist er bei EuroCloud Deutschland_eco e.V. für das Content Marketing rund um die Themen des Verbands verantwortlich. Zudem unterstützt er KI-Projekte wie Service-Meister und Initiativen wie EuroCloud Native, Channel2Cloud oder EuroCloud Next Leaders mit Blogbeiträgen, Namensartikeln, Interviews, Pressemitteilungen, Konzepten und Strategien. Beruflich wie privat ist er auf LinkedIn und Twitter unterwegs.